Was ist ein Moiré?
26. März 2018 | Geschrieben von G. Bendig in der Kategorie DruckverfahrenBei einem Moiré entsteht ein Bild, das einer Interferenz ähnlich ist. Die Moiré-Erscheinung ist kein in der Natur vorkommendes Muster! Er entsteht bei der Überlagerung von zwei gleichen (regelmäßigen) und feinen Rastern.
Im Druckbild, beispielsweise eines Siebdruck-Bildes sieht ein Moiré unschön und störend aus.
Wie entsteht eine Siebdruck-Schablone und wie kann ein Moiré in der Herstellung entstehen?
Im Siebdruckprozess wird das Druckbild durch eine Schablone erzeugt, die entweder manuell oder fotografisch hergestellt werden kann. Zur manuellen Schablonenherstellung verwendet man zweilagige Folien. Aus der oberen Schicht werden die Partien, die später drucken sollen, einem Layout entsprechend mit einem scharfen Messer ausgeschnitten und von der Trägerschicht abgezogen. Nach dem Abziehen der Trägerschicht bleiben die druckenden Partien als Sieböffnung sichtbar.
Der elegantere Weg ist die Herstellung durch ein fotografisches Verfahren, in dem man für das Herstellen eines Positivs einen Fotoschablonenfilm in Kontakt zum Sieb bringt und diesen belichtet. Da hier bei einem Vierfarbsujet auch die Separation in vier Farben vorgenommen wird, werden neben einer Volltonfarbe eventuell drei weitere Farben gerastert. Diese vier Einzelfarben ergeben im Zusammendruck später den Endfarbton. Stehen die Rasterpunkte einer Farbe in einem falschen Winkel einer anderen Farbe zueinander, erzeugen sie ein Moirémuster.
Moirés in einem Vierfarbsatz gehen also mindestens auf ein Vorlagenmerkmal zurück, welches das Rastermuster innerhalb des Farbsatzes stört.
Wie vermeidet man bereits im Vorfeld möglicherweise entstehende Moirébilder?
Bereits bei der Fotografie: Liegt ein mit gleichmäßigen Mustern vorliegendes Sujet oder Produkt vor, kann das zu später unschön wirkenden Moirés führen. Beispiele sind hier: eine gleichmäßige Ziegelstruktur, Dachziegelreihen, eine textile Stoff- oder Webstruktur oder bereits gerasterte Fotovorlagen oder Fotos von Fernsehbildern.
Bei der Repro: Eine Reproanstalt nimmt zumeist eine Rasterwinkelprüfung vor Ablieferung von fertigen Druckvorlagenfilmen vor. Arbeitet man in Eigenregie, muss man sich die Arbeit selbst machen und nutzt dafür einen ‚Rasterprüfer‘. Dies ist eine transparente Folie, die mit unterschiedlich dichten und enger zusammenlaufenden Linien (standardisiert) bedruckt ist. Ein guter Reprobetrieb stellt diese seinen Kunden meist zur Verfügung. Mit der Schablone, die auf den jeweiligen Farbauszugsfilm gelegt wird, ist man in der Lage, den richtigen Rasterwinkel und die Rasterweite zu prüfen.
Im Zweifarbendruck wird zumeist die hellere Farbe mit -75°, als dem markantesten Winkel an. Schwarz folgt dann im Rasterwinkel 45°.
Kommt eine dritte Farbe hinzu, nimmt man den Aufbau wie beim Aufbau mit zwei Farben beschrieben und ergänzt die dritte Farbe mit dem Rasterwinkel von 105° (oder entsprechend –15°).
Die Vierfarbseparation erfordert bereits mehr Aufwand. Magenta wird meist auf 45° angelegt, Cyan auf 105° (oder -15°), Gelb auf 90° und Schwarz auf 75°. Hiermit ist die Winkelung definiert, und sicher erkennt das Auge keine zusammenlaufenden Rasterlinien, die sich als Moiré zeigen könnten.
Ein Reprobetrieb hat den Farbscanner normalerweise mit den oben genannten Werten bereits korrekt eingestellt, so dass Rasterwinkelungen in den Einzelfarben richtig zueinander stehen und der Gestalter/ Auftraggeber diese auf den Andrucken nicht extra prüfen muss. Es macht jedoch Sinn für den Gestalter, wenn er weiß, wie er mit einem ‚Rasterprüfer‘ als Prüfinstrument umgeht.